Wang Xiaoni, geboren 1955 in Changchun (VR China). Dort besuchte sie die Grund- und Mittelschule, bis sie 1969 mit ihren Eltern aufs Land ziehen musste. Diese Aktion diente offiziell dazu, die Intellektuellen durch harte körperliche Arbeit zu Mitgliedern der sozialistischen Gesellschaft umzuerziehen. Nach drei Jahren konnten Wang und ihre Familie in die Stadt zurückkehren. Sie absolvierte die höhere Mittelschule und ging 1974 erneut aufs Land, diesmal mit anderen jungen Absolventen und Absolventinnen aus den Städten, die sich nach Maos Theorie von der Arbeiterklasse, von Bauern und Soldaten zu nützlichen Revolutionären ausbilden lassen sollten. Nach Maos Tod 1976 wurde das Prüfungssystem zur Aufnahme eines Universitätsstudiums wieder eingeführt. So konnte Wang Xiaoni 1978 ein Sinologie-Studium an der Jilin-Universität in ihrer Heimatstadt Changchun beginnen. Während ihrer Studienzeit gründete sie zusammen mit sechs anderen Sinologiestudenten den Dichterclub “chizi xin” (Das Kinderherz). Sie schrieb in dieser Zeit zahlreiche Gedichte und ließ sie in ihrem Kreis zur Korrektur und Anregung herumgehen. Zugleich las sie chinesische und ausländische Klassiker, jene Lektüre, die während der Kulturrevolution verboten gewesen war. Ab 1980 begann Wang Xiaoni, ihre Gedichte in verschiedenen Literaturzeitschriften zu veröffentlichen, wurde als junge Dichterin bekannt und zu Lesungen und überregionalen Dichtertreffen eingeladen. Nach dem Studium ...